Die entstandenen Abwässer werden über eine dafür verlegte Abwasserdruckleitung im Brombachsee sicher zu einem Sammelbehälter am Festland transportiert. Von hier aus wird das gesammelte Abwasser zur Kläranlage weitergeleitet. Der Aufbau und Betrieb von Abwasserkanälen und -leitungen in Wassergewinnungsgebieten wie dem Brombachsee erfordert die Einhaltung von besonderen Vorsichtsmaßnahmen. In dieser Zone müssen Druckrohrleitungen mit einem sehr hohen Gefährdungspotenzial doppelwandig ausgeführt werden. Eine weitere Herausforderung bei der Planung und Umsetzung des Projektes war, dass die Rohre nicht starr an die schwimmenden Pontos angeschlossen werden konnten. Die Rohrleitungen mussten so flexibel sein, dass die auftretenden Höhenunterschiede der Pontons, die abhängig vom Wasserstand und den sonstigen Gegebenheiten bis zu 8 m Höhe betragen können, abgefangen werden. Bei der Wahl des Rohrleitungssystems, sowie des verwendeten Werkstoffes mussten also die vorher geschilderten Problemstellungen berücksichtigt werden.
Problemlösung
Für alle genannten Problemstellungen konnte die FRANK GmbH eine wirtschaftliche und technische Lösung mit dem AGRU Doppelrohrsystem „Poly-Flo“ aus dem thermoplastischen Werkstoff PE 100-RC präsentieren. Das Poly-Flo Rohrsystem zeichnet sich durch einen doppelwandigen Aufbau aus und bietet daher eine hohe Systemsicherheit. Mögliche Leckagen am Innenrohr können im vorhandenen Ringraum durch das dort installierte Leckageortungssystem erkannt werden. Das Außenrohr dient zur Zurückhaltung des vorliegenden Durchflussmediums, so dass dieses nicht in den See gelangen kann. Bei der Leckageüberwachung des Doppelrohrsystems hat man sich für ein Überdruckleckagesystem entschieden. Beim Überdruckverfahren werden beide Wandungen des doppelwandigen Systems auf Undichtigkeiten überwacht.
Die Rohre und Formteile aus diesem äußerst kompakten Doppelrohrsystem werden komplett in einem Fertigungsvorgang extrudiert bzw. formgespritzt. Die Zentrierung des Innenrohres- am Außenrohr erfolgt durch durchgehend extrudierte Stege. Ein Vorteil der durchgehend extrudierten Stege liegt darin, dass die Rohre an jeder Stelle, wenn die Isometrie es fordert, getrennt werden können. Durch die erheblich reduzierten Bauteilabmessungen ist eine einfache Montage auch bei beengten Platzverhältnissen möglich. Die Verbindung der einzelnen Doppelrohrkomponenten erfolgte mittels Simultanschweißung.
Da in diesem Verfahren sowohl Innen-, als auch Außenrohr gleichzeitig in einem Schritt geschweißt werden, war das sowohl wirtschaftlich, als auch aus verarbeitungstechnischer Hinsicht eine optimale Lösung. Die Doppelrohrleitung aus PE 100-RC besitzt eine hohe Flexibilität, so dass der große Höhenunterschied zwischen dem Übergangspunkt am Festland und den Pontons ohne zusätzliche Formteile überwindet werden konnte.
Warum PE 100-RC?
Bei dem Werkstoff fiel die Wahl auf PE 100-RC. Die Weiterentwicklung PE 100-RC (resistant to crack) weist gegenüber PE 100 einen wesentlich höheren Widerstand gegen langsames Risswachstum auf. Durch diese erhöhte Spannungsrissbeständigkeit können Rohrleitungssysteme aus PE 100-RC auch für die sandbettfreie Verlegung eingesetzt werden. Neben der Korrosionsbeständigkeit gegenüber dem umgebenden Seewasser war auch die Beständigkeit bei wechselnden Temperaturen im Brombachsee ein Vorteil von PE 100-RC gegenüber anderen Materialien. Da das vorhandene Durchflussmedium Abwasser auch größere Bestandteile an Feststoffen enthalten kann, war die sehr gute Abrasionsbeständigkeit von PE 100-RC ebenfalls ausschlaggebend für die Wahl des Werkstoffes.
Umsetzung
Die Rohrleitungen, welche als Verbindung der einzelnen Häuser untereinander dienen, wurden aus Poly-Flo Rohr PE 100-RC 90/63 von der AGRU Kunststofftechnik gefertigt. Nach der Montage kann das kumulierte Abwasser aller schwimmenden Häuser so in Richtung Hauptleitung gepumpt werden. Die Hauptleitung aus Poly-Flo Rohr PE 100-RC 160/110, sowie die Verbindungsleitungen wurden direkt vor Ort gefertigt. Da sich zwischen See und Sammelbehälter am Festland noch ein ca. 10 m breiter Abschnitt mit u. a. einem öffentlichen Fußgängerweg befindet, musste noch eine Durchquerung für die Rohrleitung geschaffen werden. Diese Durchquerung durch das Erdreich wurde mit dem sogenannten Horizontalspülbohrverfahren (HDD-Verfahren) hergestellt. Um die Rohrstrecke langsam auf den Grund des Brombachsees absinken zulassen, musste diese beschwert werden. Dafür wurde die Leitung mit Wasser gefüllt und zusätzlich durchgehend mit in Stahlbeton einbetonierte Rohrschellen bestückt.
Das Projekt konnte im vorher geplanten Zeitraum realisiert werden. Die „Floating Houses“ erfreuen sich schon kurz nach der Fertigstellung großer Beliebtheit und bieten den Touristen eine komfortable Unterkunft am großen Brombachsee.